Genesende Prozesse

Im Ubumwe community Center in Rwanda wird mit ca. 700 Menschen, die zum Teil
schwer behindert sind, liebevoll gearbeitet. Die Mitarbeiter dieser Einrichtung haben
den dringenden Wunsch nach Aus- und Weiterbildung geäußert. Michael Mullan,
Leiter der Dorfgemeinschaft Breitenfurt, ist dem Wunsch nachgekommen und hat ein
Crowd-Funding Projekt initiiert.
Text und Fotos: Michael Mullan

Anfang des Jahres 2017 erreichte mich eine Anfrage über die “Freunde der Erziehungskunst“ in Berlin, ob ich eine Fortbildung in anthroposophischer Heilpädagogik in Rwanda  durchführen könnte. Ende Mai 2017 bin ich dieser Frage folgend nach Rwanda gereist, um dort die Einrichtung kennen zu lernen und erste Gespräche mit den leitenden Angestellten dieser Einrichtung zu führen.

Bei der Ankunft in Gisenyi  bin ich den zwei Gründern dieser heilpädagogischen Einrichtung, deren KollegInnen und seelenpflegebedürftigen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen  begegnet.

Zunächst erfuhr ich die Entwicklungsgeschichte dieser Einrichtung, die ursprünglich und maßgeblich mit dem Schicksal des Gründers Frederick innig verknüpft ist. Die Begegnung mit Frederick, der als 15-jähriger  bei den Gräueltaten  des Genozides im Jahre 1994  seine beiden Hände durch einen  Machete-Angriff verloren hat,  beeindruckte mich nachhaltig. Wie durch ein Wunder hat Frederick seine schweren Verletzungen überlebt und begegnete dann seinem Lehrer-Freund Zacharie. Beide jungen Männer haben später das Ubumwe Community Center gegründet. Mittlerweile werden ca. 700 behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene hier betreut. Hier ist es dem Kollegium gelungen beispielhafte Integration und Inklusion der behinderten Kinder in der Schule des Ubumwe Center durchzuführen. Den Eltern der Kinder werden Beratung und jegliche Unterstützung angeboten. Kinder,  die in weitentlegenen Gegenden wohnen, werden  mit dem Schulbus zur Schule transportiert. Auch in ihrem Zuhause können Kinder besucht und therapiert werden.  Straßen- und sogleich Waisenkinder haben hier Zuflucht und ein Zuhause gefunden. Die in 4 Wohnhäusern lebenden erwachsenen  Behinderten sind meist Kinder,  die ihre Eltern beim Genozid verloren haben und zum Teil noch heute schwerste Traumatisierungen in sich tragen.  Die Einrichtung wird hauptsächlich aus dem Ausland unterstützt.

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Trotz dieser tiefen Verletzungen befinden sich die Menschen in Rwanda in einem unglaublich versöhnlichen, genesenden Prozess. Diese Versöhnung wird einmal jährlich mit einer nationalen Feierwoche gegangen.

Die Mitarbeiter der Einrichtung haben bei meinem Gespräch deutlich den Wunsch geäußert, eine anthroposophische Einrichtung werden zu wollen.  Ich habe mich entschlossen, sie dabei zu unterstützen. http://ubumwecommunitycenter.org

Am 31. März 2018 bin ich nochmals in Gisenyi angekommen und habe mit meinem  Kurs „Einführung in die anthroposophische Heilpädagogik“ begonnen. Am Kurs haben die leitenden Angestellten des Ubumwe Centers  sowie die Lehrerinnen, die unmittelbar tätig sind in der Heilpädagogik, teilgenommen. Insgesamt waren es 13 Teilnehmer.

Der Kurs fand  an 10 Tagen  in  5 Unterrichtseinheiten am Tag  statt ,  4 davon beinhalteten Theorie und eine davon künstlerisch/praktische Anleitungen. Dazu fanden täglich Beratungen und Besichtigungen der Einrichtung statt. Erfreulicherweise ist Andreas (Agas) Groth  aus Camphill Botswana dazu gekommen und hat die Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Arbeitsweise von Camphill Botswana präsentiert. Eine kooperative Verbindung beider Einrichtungen wurde so initiiert und gegenseitige Besuchseinladungen ausgesprochen und vereinbart. Die Teilnehmer haben mit Freude und tiefem Interesse am Kurs teilgenommen und ein enthusiastisches Feedback im Review gegeben.

Das  Thema des Kurses war eine Einführung in die anthroposophische Heilpädagogik. Hierbei wurde eine kurze und prägnante Erklärung von Rudolf Steiners Anthropologie gegeben. Dabei wurde die Dreigliederung sowie die Wesensgliederung an Hand der Erziehung des Kindes im Lichte der Anthroposophie erläutert. Die 4 Elemente, die 4 dazu gehörigen  Äther-Arten, die 7 Lebensprozesse  und die 12 Sinne, mit besonderem Fokus auf die unteren Sinne, bildeten die Inhalte des Kurses. Den Teilnehmern  wurde viel Zeit für Fragen, Antworten und Gespräche gegeben. An Hand von künstlerischen Übungen wie Malen, Linolschnitt, Rollsiegel-Bilder und Sinnessübungen  (Balancieren, Ballspiele, Tasten, Bewegungen) wurde der therapeutische Ansatz für Zuhörer erlebbar gemacht, was mit besonderer freudiger Anteilnahme getan wurde.

Zudem wurden Übungen zur Stärkung der inneren Ruhe und emotionaler Ausgeglichenheit im Umgang mit herausfordernden, alltäglichen Erfahrungen geübt und ausführlich besprochen. Alle Teilnehmer haben sich sehr interessiert gezeigt und sich dankbar geäußert. Es wurde auch der Alltag, Curriculum und Organisation einer Tagesschule  für seelenpflege-bedürftige Kinder besprochen sowie über die Organisation und Leben der  Dorfgemeinschaft in Breitenfurt erzählt. Diese Arbeit soll fortgesetzt werden und wird von der Konferenz für Heilpädagogik in Dornach gut geheißen und befürwortet.

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Der Teilnahme von 3 leitenden Lehrern des Ubumwe Centers an der Heilpädagogischen Tagung  Oktober 2018 in Dornach soll auch aus Mitteln dieses „Crowd Funding“ ermöglicht werden.

Sie können dieses Projekt unterstützen mit einer Spende an:

https://www.respekt.net/projekte-unterstuetzen/details/projekt/1583/

oder per Überweisung an:

Empfänger: Respekt.net GmbH bei RLB NÖ/Wien

IBAN: AT603200000111043536 und BIC: RLNWATWW

Verwendungszweck: Projektname Heilpädagogische Entwicklungshilfe für Rwanda /-Nr.1583 sowie eigene E-Mail-Adresse

Die Spende wird dann im darauffolgenden Tag online erfasst.

 

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