Dr. Johannes Zwiauer – Reiches Erdenleben

Dr. Johannes Zwiauer

Johannes Zwiauer war über Jahrzehnte hin Generalsekretär der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft – Landesgesellschaft in Österreich. Das lebendig-tätige Darinnenstehen in länder- und kulturübergreifenden, internationalen Zusammenhängen war ihm bis ins hohe Alter ein wichtiges Anliegen.

Wir konnten uns mit ihm bis kurz vor seinem Schwellenübergang an der gemeinsamen Arbeit zu den Vorträgen erfreuen, die von Rudolf Steiner im Rahmen der West-Ost Konferenz in Wien 1922 gehalten wurden. Eine erheiternde Verwechselung ergab sich jeweils am Beginn dieser Zusammenkünfte, wenn wir einen Sinnspruch Rudolf Steiners zum Wirken der Volksgeister gemeinsam sprachen. Statt dem Wortlaut:  …«enthülle» deines Alters Licht… lautete der Spruch bei Johannes Zwiauer konsequent: …«erfülle» deines Alters Licht…Da wir gemeinsam sprachen, fiel diese Verwechslung nicht wirklich auf. Wir haben es einfach dabei belassen und sie auch niemals aufgeklärt.

Die Beschäftigung mit dem Thema der Begegnung von Ost und West kann uns als zukunftsweisendes Motiv mit Johannes Zwiauer bleibend in Verbindung halten. Möge er uns als Leitstern begleiten auf dem Weg zur Verwirklichung des von uns geplanten Kongresses «Ost-West Wien 2022»!

Wolfgang Schaffer, für den Vorstand der Landesgesellschaft in Österreich

Reiches Erdenleben

Ein reiches Erdenleben hat sich zu Frühlingsbeginn diesen Jahres gerundet:  Dr. Johannes Zwiauer ist am 21. März 2018 in den ganz frühen Morgenstunden in seine geistige Heimat zurückgekehrt.

Begonnen hatte dieses Erdenleben am 19. Jänner 1922 als Siebenmonatskind. Schon hier zeigte sich eine Signatur des Lebens dieser besonderen Persönlichkeit: Immer wieder hat Johannes Zwiauer mit eisernem Willen seinem zarten Leib abgerungen, ihm dienlich zu sein.

Mit der Anthroposophie kam er schon in der Jugend durch seine älteren Brüder in Berührung und diente ihr bis zuletzt. Dies zeigte sich nicht nur in seinen vielen Aufgaben und Arbeiten, seinen zahllosen Lesekreisen und Vorträgen und natürlich seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für die Firma Weleda – nein, er lebte die Anthroposophie, sie war ihm das täglich Brot, das Wasser des Lebens. Diese Tatsache verlieh ihm vielleicht die Fähigkeit, auch komplizierte anthroposophische Gedankengänge den Menschen verständlich und zugänglich zu machen. Und wohl jeder, der ihn sprechen hörte, spürte die tiefe Dankbarkeit von Johannes Zwiauer gegenüber dem Lebenswerk Rudolf Steiners und seine Demut gegenüber dem großen Geisteslehrer.

Bei aller Begeisterung und tiefen Überzeugung von der Erneuerung aller Lebensbereiche durch die Anthroposophie ließ Johannes Zwiauer Menschen mit anderer Überzeugung und Lebensansicht doch immer ganz frei und zollte der Entscheidung eines Jeden Respekt. Was er aber einforderte, war die Achtung der Menschenwürde jedes Einzelnen. Durch diese Haltung wurde auch seine Familie geprägt und über viele Lebenshürden getragen.

So sage ich zum Schluss ganz persönlich: Danke, lieber Johannes, für alles, was Du den Menschen und der Welt gegeben hast!

Gabriele Zwiauer

Eine umfangreiche biographische Darstellung finden Sie in der 30. Ausgabe (Sommer 2017) des Wegweisers Anthroposophie und unter https://www.anthroposophie.or.at/dr-johannes-zwiauer-ein-leben-fuer-die-anthroposophie-und-weleda/

Friedel Hans – Beitrag von Dr.Johannes Zwiauer:

Die Überwindung des Materialismus

Im Beginn der Neuzeit, also vor ungefähr 500 Jahren, im sogenannten naturwissenschaftlichen Zeitalter, hat sich der Materialismus als allgemein anerkannte, sozusagen bewiesene Weltanschauung in Europa und im Westen in der zivilisierten Welt radikal durchgesetzt. Das heißt, es gilt nur noch das Zählbare, Messbare, Wägbare, was man durch die Sinne wahrnehmen und durch den Verstand begreifen kann. Durch den Siegeszug des Materialismus wurde alles Nichtsinnliche Göttlich-Geistige unreal und unglaubwürdig: nichtexistent. Dadurch wurde der Menschheit ein unermesslicher Seelenschaden zugefügt, die Beziehung des Menschen zum Göttlich-Geistigen wurde unterbrochen, das religiöse Leben verhindert. Wenn auch der Materialismus theoretisch durch die moderne Physik überwunden ist, so lebt er als Gesinnung unbewusst weiter und ist so als Agnostizismus zum Verderber des Menschendenkens geworden. Denn der Mensch ist Geist, sein Wesen ist Geist, der nur mit einem physischen Leib umkleidet sich als Sinnenwesen erweist. So sehr man eine Kritik an der Entwicklung des Materialismus für berechtigt halten kann, muss man wissen, dass heute in Mitteleuropa in der ANTHROPOSOPHIE durch Dr. Rudolf Steiner eine wahre Geisteswissenschaft, d.h. ein modernes zeitgemäßes Wissen vom Geist vorliegt, das wieder den Menschen mit dem Göttlich-Geistigen verbinden kann: durch ein n e u e s Wissen vom Geist in der Welt. Leider ist die Anthroposophie trotz hundertjährigem Bestehen nicht allgemein, sondern nur in diversen Bereichen wie Waldorf-Schulen, Anthroposophischer Medizin und Heilpädagogik, Dreigliederung, GLS-Bank, Biologisch-Dynamischer Landwirtschaft (Demeter), anthroposophischer Baukunst und der neuen Kunst der Eurythmie bekannt und anerkannt worden, weshalb alles getan werden muss, um sie zu allgemeiner Bekanntheit und Anerkennung zu bringen, soll die Menschheit nicht im Materialismus untergehen sondern ein menschenwürdiges Dasein leben.

Mir erschien wichtig, das allgemeine Bewusstsein für die Bedeutung der Anthroposophie als einziges Heilmittel anzusprechen. Vielleicht könnte man dadurch aufweckend wirken. Dr.Johannes Zwiauer am 3.2.2018.

In Erinnerung an Dr. Johannes Zwiauer (19.1.1922 – 21.3. 2018) und mit großem Dank an sein einzigartiges Wirken für die Anthroposophie in Österreich und weit darüber hinaus am 21.3.2018 veröffentlicht.

Buchempfehlung: Dr. Johannes Zwiauer – Anthroposophisch erweiterte Pharmazie; Verlag Ch.Möllmann

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