Wen die Götter strafen wollen, dem erfüllen sie alle Wünsche

Wen die Götter strafen wollen, dem erfüllen sie alle Wünsche (angeblich von Oscar Wilde). Wen aber die Götter lohnen wollen, dem schenken sie die Fähigkeit auf die Fragen zu hören, die das Leben stellt. Eine solche Frage könnte lauten: Gibt es eine Pflicht, die du nicht erfüllen musst, sondern erfüllen darfst und erfüllen möchtest, da du spürst, dass ihre Erfüllung dich erfüllt?

Viele Wünsche werden uns erfüllt. Die Konsumwelt bietet alles, was wir uns wünschen. Vergnügungseinrichtungen sorgen für Belustigung. Wir wollen viel Wissen: Warum selber denken? Ein paar Tastenberührungen führen uns in die digitale Welt, die Antworten auf alle unsere Fragen hat … Alles scheint schon da zu sein, man muss nur wissen, wo es aufzusuchen ist. Die Systeme der schönen neuen Welt scheinen uns zu dienen, doch es kann sein, dass wir uns täuschen, denn vielleicht ist es umgekehrt und sie verpflichten uns dazu, Helfer ihres profitablen Gedeihens zu sein.

Das kleine Glück ist leicht zu haben. Auf der Couch sitzend können wir die Geister aufrufen, die unsere Wünsche befriedigen. Das große Glück aber muss errungen werden, und die besagten Welten tragen wenig dazu bei, uns diesem Glück näher zu bringen. Im Gegenteil, sie lähmen unseren Willen und verführen uns dazu immer mehr vom kleinen Glück zu naschen. Die Außenwelt soll unser Inneres befriedigen und wir haben die Neigung zu vergessen, unsere Seele zu befragen, ob sie damit einverstanden ist.

So Mancher wähnt sich als Günstling des Glücks. Es kann aber sein, dass er bei aller Glücksbegünstigung Tränen in den Augen hat, wogegen der, welcher hart für sein Glück arbeiten muss, fröhlich und zufrieden durchs Leben geht. Ein ihn quälendes Gefühl könnte dem Günstling signalisieren: „Die Götter strafen dich, indem sie dir alles geben, was du begehrst. Doch das verödet dein Leben, denn es hindert dich, das zu tun, was du als Pflicht empfindest, die aus dir selber quillt!“ Dieses Signal kann ihm zum Retter aus seiner Seelennot und zum Pfleger seiner selbst werden.

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Im Namen des Wegweiserteams

Norbert Liszt

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