Viren sind unfair!

Text: Reinhard Apel.
Der zweite Lockdown schüttelt uns durch. Wir übersehen Grundlegendes.
Die Situation des zweiten Lockdowns schüttelt uns alle durch. Und während die täglichen Infektionskurven unsere Aufmerksamkeit erheischen, übersehen wir ganz Grundlegendes, weil wir es scheinbar schon bedacht haben.
Sinnlich wahrnehmbar sind Krankheitserreger nicht. Erst Mikroskope können da abhelfen, sind aber nicht hilfreich bei der Erregersuche im Alltag. Und damit hebelt eine Pandemie Vieles aus, was sonst unser Urteil speist. Wir können nur vermuten, nichts sicher wissen. Der Blick auf die Wissenschaft und ihre Experten ergibt sich aus der Unmöglichkeit der Wahrnehmung. Dumm nur, dass einige Wissenschaftler wiederum interessengeleitet sind, weil sie neuartige Impftechniken generell vorantreiben wollen. Es haben Tests deshalb so einen hohen Stellenwert bekommen, weil der Laie ja nicht merkt, ob es Grippe oder Corona ist. Der Test ist aber eine hochkomplexe Sache mit Limits und Unsicherheiten, wodurch er die Hoffnung auf Ersatz der sicheren Wahrnehmung oftmals enttäuscht¹. Die hitzigen Diskussionen um Corona-Maßnahmen ermangeln der Korrektur durch unsere Wahrnehmung. Wir gehen mit viel Begriff und wenig Wahrnehmung um.
Ein Virus ist kein Ding im üblichen Sinne. Die kursierenden Abbildungen gemahnen an irgendetwas zwischen Wasserbombe und Zahnrad. Viren sind aber viel, viel kleiner und ob sie noch im eigentlichen Sinne aus “Material“ bestehen kann man sich fragen.
Viren befinden sich in einem ständigen Werden, Mutieren und Vergehen. Sie geben ihre Informationen weiter, aber sie sind selbst nicht sehr beständig. Viren sind an der Grenze des Stofflichen angesiedelt, und der Anthroposoph könnte nun an die Sphäre des Elemetarischen denken mag. In einer Fernsehsendung zu Corona sah man im Hintergrund riesige Coronaviren über eine Leinwand rollen. Sehr dinglich wirkte alles. Das Bild ruft falsche Assoziationen wach. Aber immerhin wäre es lustig gewesen, wenn plötzlich ein Lymphozyten–Gigant daherschwebte, welcher einen Virus einfach verspeist. Bon Appetit, möchte man sagen.

Das Immunsystem des menschlichen Organismus war bisher unser Freund und Helfer. Es entscheidet darüber, ob der Virus in uns zum Erreger wird, welche Symptome wir haben, und ob wir mit der Krankheit fertigwerden. Die Schulmedizin war ziemlich ratlos und musste auf die ferne Hoffnung namens „Impfstoff“ verweisen. Dabei erwartet unser modernes Medizinverständnis doch, dass wir für alles eine Pille, ein Jauckerl oder eine Operation haben. Man hat sogar den Eindruck, die moderne Schulmedizin will sich rehabilitieren dafür, dass sie uns bisher mit unserem Immunsystem allein lassen musste. Deshalb der Impf-Turbo.
Der Autor wäre sicher kein Freund einer polizeilich kontrollierten Obstwoche. Aber es hat ihn doch gewundert, wie die Pandemie-Strategie ständig auf allgemeine Begegnungseinschränkung setzt, während kaum über die körpereigenen Abwehrkräfte gesprochen wird. Außer in Schweden.
¹ 50 Prozent der Schnelltests könnten falsch positiv sein, sagt Oswald Wagner. Der Vizerektor der Med Uni Wien. Link: www.diepresse.com

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