„Wir brauchen Kuhhörner, um die Sache durchzuführen“ (Rudolf Steiner)

Zu den Kunstwerken von Irena Rosc
Im Waldviertel, in der Umgebung von Geras und in der Stadt Horn liegen die Wurzeln von Rudolf Steiners Familie. In unmittelbarer Nähe von Geras, in den 850 Jahre alten Gemäuern des Schlosses Oberhöflein lebt und arbeitet die Künstlerin und Autorin Irena Rosc. Rudolf Steiners Vorträge „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“ und seine Betonung der immensen Wichtigkeit der Kuhhörner inspirierten Rosc, kurzerhand das Kuhhorn in ihren Kunstwerken zum sakralen Objekt zu machen.

Rudolf Steiner äußerte in einem seiner letzten Vorträge, dass es sehr viele Individuelle Wege gäbe, den (gleichen!) anthroposophischen Erkenntnisweg zu gehen, und dass dieses notwendig und richtig wäre.
2011, im Jubiläumsjahr „150 Jahre Rudolf Steiner“ organisierte und kuratierte Irena Rosc gemeinsam mit Franz Part im Schloss Oberhöflein die Ausstellung „Rudolf Steiner und die Kuh“. Bei dieser Ausstellung wurde ihr Objekt „Rudolf Steiner trifft Marcel Duchamp“ erstmals öffentlich gezeigt. Ein simpler Flaschentrockner, die Ikone der Kunst des 20. Jahrhunderts, ein „Ready made“, das Duchamp 1914 zum Kunstobjekt erklärt hatte.
Irena Rosc bestückte erstmals 2010 einen solchen Flaschentrockner mit Kuhhörnern. Ihre Kunstwerke präsentiert sie dem Publikum mit den Worten Rudolf Steiners: „Etwas Lebensstrahlendes, und sogar astralisch-strahlendes haben sie im Horn.“
Durch ihre Mitarbeit in der Waldviertler Arbeitsgruppe bio-dynamisch arbeitender Bauern und Bäuerinnen und durch ihre Bekanntschaft mit Alex Podolinsky lernte Rosc die durch nichts zu ersetzende Wichtigkeit von Kuhhörnern in der Bio-dynamischen Landwirtschaft kennen.
Über das Hornmistpräparat 500 und das Hornkieselpräparat 501 sagt Steiner: „Das eine stößt von unten, das andere zieht von oben“ und: „Das Hornmistpräparat fördert einen gesunden Boden und eine kräftige Wurzel, das Hornkieselpräparat fördert die Qualität in Blatt-, Blüten- und Fruchtbildung.“
Das Objekt des Flaschentrockners mit „dynamisierten“, schon mehrere Male gefüllten und mehrere Jahreszyklen in der Erde vergrabenen Kuhhörnern wurde von Irena Rosc nach der Ausstellung „150 Jahre Rudolf Steiner“ bei mehreren Ausstellungen an Orten wie etwa dem Loisium in Langenlois, bei den von ihr mitorganisierten, internationalen Tagen der Demeter-Frauen in Geras 2014, oder 2019 zum 50-Jahr-Jubiläum Demeter in Österreich auf dem Wegwartehof gezeigt.
Den vorläufigen Höhepunkt bildet nun die noch bis Ende des Jahres 2020 zu besichtigende Ausstellung im Traklhaus in Salzburg. Gemeinsam mit drei Künstlerinnen zeigt Rosc ihre Kuhhornskulpturen und Collage-Objekte. Diese vereinen „Lebenshüllen“, Eierschalen und Schalen der Amerikanischen Schwarznuss, Juglans Nigra. Ein uralter Schwarznussbaum wächst im Park des Schlosses Oberhöflein. An die geöffneten, steinharten Nussschalen kommt Rosc aber nur mit Hilfe von Eichhörnchen heran. Sind diese von den Tierchen aufgebrochen und ihr Inhalt aufgegessen, schauen Rosc zwei große, dunkle Augenöffnungen fragend an. Ihre mit diesen natürlichen Materialien entstandenen Objekte kombinierte sie mit Texten des Literaturnobelpreisträgers Ivo Andric (1892-1975) über die Angst.

Kunst im Traklhaus, Waagplatz 1a, 5020 Salzburg
Dienstag bis Freitag, 14 bis 18 Uhr, Samstag, 10 bis 13 Uhr, sowie nach Voranmeldung
Telefon: +43 662 8042-2149, Mail: traklhaus@salzburg.gv.at, Web: www.traklhaus.at, www.facebook.com/traklhaus
Die Ausstellung wird nach dem Lockdown wieder geöffnet und ist bis Ende Dezember zu besichtigen.

Fotos: Traklhaus,
„Wir brauchen Kuhhörner um die Sache durchzuführen 1”, 2011, Flaschentrockner,
Kuhhörner ca. 70 Stk., 107 x 48 cm (ohne Hörner);
„Ghosts (Duhki)“, 2020, Serie aus 7 Collagen, div. Materialien, amerikanische Schwarznuss, Eierschalen auf Leinwand, je 40 x 30 cm

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